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Pressebericht
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Pessebericht Come-On.de vom 29.08.2017

Bestatter mit Leib, Seele und Meisterbrief


Affeln - Seit  Jahren arbeitet Christian Oest als Bestatter, seit einiger Zeit darf er sich Bestattermeister nennen. Die Ausbildung war mindestens genauso facettenreich wie sein Beruf.

Etwa 50 Bestattungen stehen für Christian Oest jedes Jahr an. Das Wissen wurde in dem Familienbetrieb bisher immer weitergegeben. Fast alles, was zwischen dem Eintritt des Todes und der Beisetzung des Verstorbenen passiert, liegt in seinem Verantwortungsbereich.
Die Arbeit beginnt, wenn sich die Hinterbliebenen melden. „Wir kommen sofort“, betont Christian Oest. Das Trauergespräch findet meist in der Wohnung der Angehörigen statt – einerseits wegen der Atmosphäre und andererseits, weil dort die notwendigen Unterlagen bereitliegen.

Sterbeurkunde, Todesbescheinigung und Scheidungsurkunden sind nur ein Teil der Dokumente, um die sich der Bestatter kümmern muss.
Im verlöteten Zinksarg nach Hause

Besonders aufwendig wird es, wenn sich der Tote zuletzt im Ausland aufgehalten hat: Dann muss sich dieser in einem verlöteten Zinksarg befinden, damit darin nichts geschmuggelt werden kann.
„In der praktischen Prüfung mussten wir innerhalb von 45 Minuten eine Überführung von den Seychellen organisieren“, berichtet Christian Oest. Im Berufsalltag seien es eher Länder wie Spanien, aus denen Verstorbene überführt werden.

Irgendwann müssen die Hinterbliebenen entscheiden, wie der Tote beigesetzt wird: im Sarg oder in der Urne auf dem Friedhof oder sogar auf See.
Frisieren, Nägel schneiden und einkleiden

In der Ausbildung beim Deutschen Institut für Bestattungskultur ging es deshalb auch um Funktionsweise von und Sicherheit in Krematorien oder die Anforderungen an eine Urne für die Seebestattung.
Der Verstorbene selbst muss auch versorgt werden, erklärt Oest: „Die Angehörigen möchten würdevoll Abschied nehmen und sich vor allem keine Infektionen holen.“

Deshalb muss der Bestatter die Leichen hygienisch versorgen, einkleiden und nicht zuletzt zurechtmachen, zum Beispiel frisieren oder die Nägel schneiden. Nach Unfall oder schwerer Krankheit sehe der Körper eben oft nicht mehr schön aus.
Die heftigen Fälle in der Großstadt

Während eines Ausbildungsabschnitts in Frankfurt, sagt Christian Oest, sei er zum ersten Mal mit „wirklich heftigen Fällen“ konfrontiert worden, wie er sagt: „Das war am Anfang wirklich schlimm.“

Die Verstorbenen seien zum Teil stark verwest gewesen, weil ihren Tod einfach niemand bemerkt hatte – sie waren schlicht komplett vereinsamt. „Da kommt dann das Feuer ohne Feier“, beschreibt er die schmucklose Beisetzung.

„Das ist schon eine andere Realität“, sagt der 44-Jährige. Im beschaulichen Sauerland sei das anders. „Man kennt sich eben.“ Nicht alle seine Kunden kommen aus Affeln, aber von den Verstorbenen im Dorf, schätzt der Bestatter, kennt er 95 Prozent. Die Vorbilder aus der eigenen Jugend tot zu sehen, das sei am Anfang schwierig gewesen.
Ob Bekannter oder Fremder, einen Sarg brauchen sie alle. Den suchen die Angehörigen aus einem großen Katalog gemeinsam mit dem Bestatter aus. Vom einfachen Modell für die Verbrennung im Krematorium bis hin zu teuren Designer-Särgen ist das vor allem eine Geschmacks- und Kostenfrage.
Die Verbrennung ist nicht viel günstiger
Zwischen 3000 und 7000 Euro koste eine komplette Bestattung. Wesentlich günstiger sei eine Feuerbestattung auch nicht. Dort fallen ähnliche Kosten an, und zusätzlich muss noch eine Urne her – auch für die gibt es einen umfangreichen Katalog.
Allerdings ist auf dem Friedhof eine kleinere Fläche zu pflegen. „Hier auf dem Land sind noch um die 70 Prozent Erdbestattungen“, sagt Oest. In vielen Großstädten ist das mittlerweile andersrum.
Der Sarg muss besonders ausgekleidet werden, um die austretenden Körperflüssigkeiten aufzunehmen. Was dann passiert – das Lagern des Leichnams, das Ausheben des Grabes, die Vorbereitung der Grabrede – kann der Bestatter, dank Ausbildung, eigenverantwortlich übernehmen.
Einlagern vor der letzten Reise
Auch für die richtige Dekoration muss er ein Händchen haben. „Ich versuche immer, dabei auf den Verstorbenen und sein Leben einzugehen“, erklärt Oest.
Bis dieser seine letzte Reise antritt, muss er gelagert werden. In der Affelner Friedhofskapelle etwa stehen gekühlte Kabinen zur Verfügung. Die sind zwar eher einfach eingerichtet, bieten aber eine würdevolle Atmosphäre. Das Fenster an der Kopfseite kann durch Blenden verschlossen werden.
Um das vorzuführen, nimmt sich Christian Oest ausnahmsweise nur sehr wenig Zeit – schnell müssen die Blenden wieder weg: „Wenn jemand die geschlossenen Fenster sieht, kommen ganz schnell die Anrufe, wer denn gestorben ist.“ Man kennt sich eben in Affeln.

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